Wir sind für Sie da!

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Ereignisse bezüglich der Schutzmaßnahmen gegen die Ausbreitung des Corona-Virus überschlagen sich förmlich. Wir sind gehalten, der Verfügung der LH Wiesbaden und der Anweisung unseres Dekans Folge zu leisten und die Feier der Gottesdienste in der Bergkirche bis einschließlich Karfreitag auszusetzen.

Das fällt uns nicht leicht.

Wir als Verantwortliche der Bergkirchengemeinde stehen Ihnen selbstverständlich trotz alledem oder gerade deswegen zur Verfügung. Kontaktvermeidung bezieht sich ja nicht auf das Telefon oder den Mailverkehr.

Wir sind für Sie da, im Sinne der Predigt, die ich morgen gehalten hätte und deren Schlussteil Sie hier lesen können:

Nicht aufschieben lässt sich heute natürlich auch ein Thema, das denke ich in all unseren Köpfen zurzeit ständig präsent ist:

Die Corona-Pandemie.

Oder konkretisiert auf unseren heutigen Predigttext: wie sieht Nachfolge Jesu in einer Zeit aus, in der eine sich rasant ausbreitende Krankheit die Welt und unser Land und unser ganz persönliches Leben auf den Kopf stellt?

Wir erleiden zurzeit etwas, was wir als wohlstandsverwöhnte und nach allen Seiten hin abgesicherte Nordeuropäer so nicht kennen:

Wir erleiden den Kontrollverlust.

Wir dachten, wir hätten alles im Griff. Wir dachten, wir könnten fast alle Risiken beherrschen. Wir dachten, schlimme Krankheitsepidemien fänden nur woanders statt.

Und nun lehrt uns ein winziger Erreger, dass wir eben nicht die Kontrolle über alles haben. Daran könnte man verzweifeln.

Oder man könnte Gott dafür verantwortlich machen. Oder Corona als göttliche Strafe verstehen.

Oder die Anderen dafür verantwortlich machen, wie es Donald Trump in seiner bösartigen und primitiven Debilität tut.

Nein, liebe Gemeinde: Corona ist keine göttliche Strafe. Und die Asiaten sind nicht schuld an unserer Krise. Und auch nicht die Menschen, die sich nichtsahnend irgendwo infiziert haben.

Krankheiten wie die Corona-Epidemie gehören zu unserer Geschöpflichkeit mit dazu. Zum Menschsein gehört die Anfälligkeit für Krankheit, Leiden und Tod.

Wenn´s nicht so wäre, hätten wir ja auch keinen Erlöser notwendig.

Was könnte nun Nachfolge Jesu in Zeiten von Corona heißen?

Zum Einen, so denke ich: vernünftig sein. Vernunft ist immerhin eine göttliche Gabe. Nicht trotzig auf seinen individuellen Freiheitsrechten bestehen, sondern zum Schutz der Schwachen auf das hören, was die Fachleute sagen. Und das akzeptieren, was unsere von uns gewählten und autorisierten Entscheidungsträger beschließen.

Der Schutz der Schwachen, der von den Folgen dieser Krankheit bedrohten muss absolute Priorität haben.

Nachfolge Jesu in Zeiten von Corona: das heißt für mich paradoxerweise: wir müssen ganz eng zusammen rücken, auch wenn wir einen deutlichen Sicherheitsabstand zueinander halten sollen.

Sozialkontakte zu minimieren, das bedeutet nicht, dass wir die Menschen, die Angst haben oder auch krank geworden sind, alleine lassen dürfen.

Kontakt halten geht auch mit Abstand, und Viren werden nicht durch ein Telefongespräch übertragen.

Nachbarschaft ist jetzt ganz wichtig, sich kümmern ist jetzt ganz wichtig, vor allem um die, die sonst niemanden haben, der sich um sie kümmert.

Offene Augen und Ohren sind jetzt gefragt. Bei jedem und jeder von uns.

Ich verspreche Ihnen von dieser Stelle aus: wir von der Bergkirche werden niemanden alleine lassen, der von dieser Krankheit eingeschränkt oder betroffen ist.

Melden Sie sich bei uns, wenn Sie Hilfe brauchen oder Hilfe zum Helfen in Ihrer Nähe.

Nachfolge Jesu in Zeiten von Corona.

Die Chance dieser krisenhaften Zeit liegt darin, dass wir vielleicht wieder einen Blick fürs Wesentliche bekommen, wo doch so viele Zerstreuungen im Moment nicht möglich sind.

Das ist ja auch der tiefere Sinn der Passionszeit, in der wir uns gerade befinden.

Hierzu eine kleine Meditationsübung:

Es wird ja empfohlen, beim Händewaschen zweimal „Happy birthday to you“ zu singen. So kommt man auf die 30 Sekunden, die es braucht, um die Pfoten wirklich virenfrei zu kriegen.

Es gibt hierzu eine alternative Empfehlung: während des Händewaschens einfach das Vaterunser beten.

Das dauert ebenfalls 30 Sekunden. Und stärkt meine Seele deutlich mehr.

„Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“

Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsre menschliche Vernunft, bewahre unsre Herzen und Sinne in Jesus Christus, unserem Bruder und Herren.

Amen.

Es grüßt Sie herzlich,

Ihr Pfarrer Markus Nett

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